Potente alte Männer jugendlich frisch
Stimme und Rhythmus satt beim Liedermacherfestival
Alles, was vor ihnen war, verblasst und was nach ihnen kommt, zählt nicht mehr.
Diese alten Männer sind eine Wucht. Eine lebende Legende der weltweiten
Songwriterszene jeder für sich genommen: Colin Wilkie und Wizz Jones. Die
geballte Power einer beeindruckenden Lebensleidenschaft haben sie gemeinsam.
Doch wann sieht und hört man sie schon mal zusammen auf einer Bühne?
In Bayreuth jedenfalls gab es das noch nie.
Dass Colin Wilkie in der Stadthalle gastierte beim Jubiläumskonzert zum 20-
jährigen Bestehen der Band "Feelsaitig" ist noch gar nicht lange her. Immerhin
verbindet ihn mit Bandleader Sandy Wolfrum das lange Band einer innigen
Freundschaft. Am Samstag gastierte Wilkie zusammen mit Wizz Jones beim
Festival der Liedermacher im Lindenhof. Zum achten Mal hatte Sandy Wolfrum
eingeladen. Wilfried Mengs, Eddy Gabler & Friends und Merle Centmayer &
Friends unterhielten ein sehr zahlreich erschienenes, begeistertes Publikum fast
vier Stunden lang aufs Beste.
Die beiden alten Herren aber stahlen allen die Show. Zwei Individuen, denen die
Intensität einer rückhaltlosen Überdosis Lebendigkeit ins Gesicht gemeißelt steht,
passionierte Virtuosen im Leben wie auf ihrem Instrument. Die beiden Briten sind
seit Jahren befreundet und ihr symbiotisches Musizieren zeugt von einer tiefen
inneren Übereinstimmung.
Aushängeschild der Szene
Colin Wilkie lebt seit 35 Jahren mit seiner Frau Shirley Hart, ebenfalls eine
begnadete Folkmusikerin, im Schwabenland. Er hatte bereits in England einen
klangvollen Namen in der Folkszene.
Mit 18 Jahren hatte er zunächst Schlagzeug gelernt, in Jazzbands und in
Skifflegruppen getrommelt. Wenn sich Wizz Jones nach seiner "Bratpfanne mit fünf
Saiten", wie Wilkie anmerkt, mit steifen Beinen bückt, fahren ihm die Jahre in die
Knochen. Die spielen sonst höchstens mal im Lied eine Rolle, sind ein Thema wie
andere auch, wie die Fuchsjagd, der Walfischfang oder die Liebe der ansonsten
quicklebendigen Alterslosen.
Eva Bartylla, Nordbayrischer Kurier, 14.10.02